Rehasport

Rehasport – alles ganz einfach?

Erfahrungen über den Rehasport von Winfried Möck (Geschäftsführer Flowcon Unternehmensberatung GmbH)

Rehasport ist ein einfaches Konzept, das immer funktioniert. Es ist ganz einfach damit Geld zu verdienen!“ Das sind Aussagen, die Sie so oder ähnlich sicherlich schon als Werbeaussagen gehört oder in Infomailings gelesen haben. Das ist jedoch so nicht richtig! Ich habe häufig in der Beratungspraxis das Gegenteil erlebt. Um mit Rehabilitationssport langfristig erfolgreich zu sein, sollten sich Physiotherapeuten im Vorfeld mit der Thematik eingehend beschäftigen sowie die Komplexität und Vielschichtigkeit des Themas bei der Umsetzung in die Praxis nicht unterschätzen.

Häufige Fragen der Rehasport Anbieter

Zwei typische Anlässe, die mir dabei häufig begegnen, sind zum einen Einrichtungen, die bisher noch keinen Rehasport anbieten. Deren Betreiber überlegen oftmals, worauf es beim Start ankommt und welche Möglichkeiten der Rehasport ihnen bietet. Zum anderen sind es bestehende Rehasport-Einrichtungen, die Probleme im Verein haben, Diese können organisatorischer oder auch inhaltlicher Art sein. Wenn sich die Einrichtung einem Verein angeschlossen hat, kommt es auch vor, dass die Einrichtung unzufrieden mit ihrem Vertragspartner ist.

Grundvoraussetzungen & strategische Funktion

Eine typische Situation aus einem Berateralltag:

Eine Physiotherapeutin kontaktiert mich und erzählt: „Schon lange überlege ich, ob ich Rehasport in meiner Praxis einführen soll. Ich bin mir aber immer unschlüssig gewesen. Inzwischen habe ich mehr und mehr Nachfragen von Patienten, die mit einem Formular 56 für Rehasport in meine Praxis kommen. Für mich ist es an der Zeit zu überlegen, wie ich mit dem Thema umgehen möchte: Wie lässt sich Rehasport in meiner Praxis umsetzen? Lässt es sich überhaupt umsetzen? Was ist wichtig zu beachten, damit ich es von Anfang an richtig mache?“

Grundvoraussetzungen

In so einem Fall muss geprüft werden, ob drei Grundvoraussetzungen überhaupt gegeben sind.

  1. Sie benötigen geeignete Räumlichkeiten, d.h. einen Gymnastikraum, der i.d.R. pro Teilnehmer 5 m² Platz bietet, jedoch mindestens 60 m² insgesamt. Je nach Bundesland können die Vorgaben für die Raumgröße unterschiedlich sein!
  2. Sie benötigen einen qualifizierten Mitarbeiter mit einer Übungsleiterlizenz für Rehasport
  3. Und Sie benötigen einen betreuenden Arzt, der bereit ist Fragen aus der Gruppe oder des Übungsleiters zu beantworten

Sind diese Grundvoraussetzungen gegeben, ist der nächste wichtige Schritt, dass Sie sich über die strategische Funktion des Rehasports für Ihre Einrichtung klar werden. Konkret: Als was betrachten Sie Rehasport?

Strategische Funktion

  • Komplettiert der Rehasport lediglich Ihr Angebot, damit Sie Ihren Patienten neben allen anderen Maßnahmen auch Rehasport anbieten können? Dann ist es ausreichend, wenn der Rehasport zumindest kostendeckend durchgeführt wird.
  • Möchten Sie den Rehasport als Kundenbindungsinstrument einsetzen, um Bestandskunden zusätzliche Maßnahmen anbieten zu können? Dann sollte Ihr Ziel auch ein positiver Deckungsbeitrag sein.
  • Oder nutzen Sie den Rehasport als strategisches Instrument um bestimmte Zielgruppen in Ihre Praxis zu bringen?

Diese strategische Klarheit ist eine wichtige Voraussetzung. Nur wenn Sie wissen, was Sie mit dem Rehasport tatsächlich erreichen möchten, können Sie das dazugehörige Marketing, etwa den Aufbau von Kooperationen mit Ärzten, Selbsthilfegruppen, Krankenkassen oder Krankenhäusern, passend gestalten. Wenn Sie Rehasport nachhaltig betreiben möchten, ist es wichtig ihn als Projekt von Anfang an und langfristig zu planen.

Eigenen Verein gründen vs. Anschluss an einen bestehenden Verein

Die nächste Überlegung ist, ob Sie einen eigenen Verein gründen oder sich einem bestehenden Verein anschließen möchten. Oft werde ich gefragt: „Herr Möck, was würden Sie sagen? Was macht in meinem Fall mehr Sinn?“ Diese Frage muss letztendlich jeder für sich selbst beantworten. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass Sie relativ stark autodidaktisch und selbstmotiviert sein und wirklich Lust darauf haben müssen, einen eigenen Verein zu gründen. Nur dann macht die Gründung eines eigenen Vereins Sinn. Aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht – wenn man die zeitlichen Ressourcen für die Aneignung der nötigen Kompetenzen und der laufende Führung des Vereins gegenrechnet – lohnt es sich für einen Unternehmer nicht.

„Wie kann ich mich am besten an einen bestehenden Sportverein anschießen?
Diese Frage stellen mir nicht nur Physiotherapeuten, die mit dem Gedanken spielen Rehasport neu in ihrer Einrichtung einzuführen, sondern nicht selten auch Physiotherapeuten, die bereits in einer Kooperation mit einem Verein Rehasport anbieten.

Vorab eine allgemeine Empfehlung: Wer plant, sich einem bestehenden Verein anzuschließen, sollte thematisch in die Tiefe gehen, um Vor- und Nachteile abschätzen zu können. Auch Vereine haben Sekundärinteressen, die für einen Rehasport-Anfänger nicht immer einfach zu erkennen sind. Möchten Sie mit einem Verein kooperieren, sollten Sie sowohl seine Fach- als auch seine Leistungskompetenz für das Thema Rehasport einschätzen können. Das erfordert eine genaue Beschäftigung mit dem Thema. Ebenso ist eine Interessenklarheit zwischen den Kooperationspartnern wichtig. Nichts desto Letzt sollten die Rechte und Pflichten beider Seiten in einem Vertrag festgehalten sein, der auch Sicherheit in allen haftungs- und steuerrechtlichen Fragen bietet.

Umgang bei Unstimmigkeiten zwischen Verein und eigener Einrichtung

Sind Sie bereits einem Verein angeschlossen, aber nicht sicher, ob das die richtige Entscheidung war?
Oder sind Sie sogar mit der Zusammenarbeit an sich unzufrieden?
Dann lohnt es sich die folgenden Punkte der Zusammenarbeit genauer zu prüfen:

  • Ist die Zusammenarbeit zwischen Verein und Einrichtung in einem Vertrag dargestellt?
  • Wenn ja, wie ist das Vertragsverhältnis?
  • Möglich sind u.a. Dienstleistungsverhältnis, Mietverhältnis und/oder Kooperationsvereinbarung. Oder ist die Einrichtung lediglich Mitglied des Vereins?
    Wenn ja, ist die Frage, ob diese Mitgliedschaft der Einrichtung die nötige vertragliche Sicherheit geben kann.

Vertrag ist nicht gleich Vertrag. So birgt ein Dienstleistungsvertrag die finanzielle Unschärfe in Bezug auf die Umsatzsteuer: auch wenn die 19% von Vereinsseite nicht ausgewiesen werden, muss der Umsatzempfänger die Steuer abführen. Wenn diese oder andere Punkte nicht vertragliche geregelt sind, geht die Einrichtung ein steuerrechtliches Risiko ein.
Auch das Leistungsportfolio des Vereins muss genau angeschaut werden: Wer erbringt welche Leistungen und wer profitiert davon? Von einer Vereinsmitgliedschaft, die der Rehasport-Teilnehmer zusätzlich abschließen kann, profitiert der Verein. Häufig erbringt die Einrichtung die Leistung dafür, ohne dass der Verein die Grundvoraussetzungen schafft.

Wichtige Prüfungskriterien bei Kooperation

Insbesondere bei einer Zusammenarbeit mit lokalen Sportvereinen ist es wichtig vorab zu prüfen, ob die Interessen des Vereins und der Einrichtung zusammenpassen. Wenn der Verein nach erfolgreicher Aufbauarbeit des externen Kooperationspartners Rehasport-Teilnehmer samt Übungsleiter in eine eigene Rehasportabteilung überführt hat, ist es zu spät, um gegensätzliche Interessen zu identifizieren.

Auch die Schnittstelle zwischen Verein und Einrichtung muss sehr sauber abgestimmt und koordiniert sein. Regelmäßige oder hohe Kürzungsbeträge durch die Kassen können ein Indiz für eine Lücke in der Organisation sein. Wer ist zuständig für Prüfung der Verordnungen auf Ausfüllfehler des Arztes oder fehlende Genehmigung der Kasse? Wie wird eine pünktliche und transparente Abrechnung gewährleistet? Erfahrene Abrechnungspartner wie die azh können detaillierte Einzelaufstellungen zu jeder Abrechnung und regelmäßige Zwischeninformationen über Absetzungen liefern. Beim Rehasport mit seinen langen Verordnungslaufzeiten ist es umso wichtiger,Fehlerquellen im Blick zu haben und Fehler zu vermeiden bevor sie entstehen. Fehlerauswirkungen machen sich teilweise erst ein Jahr später bemerkbar.  Der Verein muss diese Prozesse im Blick haben und die nötige Unterstützung bieten. Deshalb ist es wichtig, auf die Kompetenz und Expertise des Vereins zu schauen. Nicht jeder Sportverein kann dies bieten. Eine juristische Person ersetzt keine Spezialisierung.

Ich hoffe, dass ich Ihnen einige Tipps zur Umsetzung von Rehasport geben konnte. Ich weiß – wie bereits zu anfangs gesagt -, dass das Thema sehr komplex ist und im Rahmen dieses Artikels der ein oder andere Punkt nur angerissen werden konnte. Daher möchte ich Sie auf die folgenden zusätzlichen Informationsquellen hinweisen.

Rehasport Pocketbuch & Informationsportal

Das Pocketbuch „Rehasport – Verstehen, Umsetzen, erfolgreich sein“ ermöglicht einen schnellen Überblick über das Thema Rehabilitationssport (kurz Rehasport). Das Fachbuch ist seit Januar 2018 bereits in sechster Auflage im Handel. Das Buch können Sie hier bestellen. Aktuelle Änderungen und Informationen zum Bereich Rehabilitationssport werden zudem auf dem Informationsportal rehasport-online.de gebündelt und aktualisiert.

Sollten Sie weitere Fragen zum Thema Rehabilitationssport haben, nehmen Sie gerne Kontakt mit Winfried Möck auf!

Beispiel für Teilnahme am Rehasport

Teilnahme am Rehasport Ablauf - Winfried Möck